Gerätetechnologie
Noch bis vor wenigen Jahren wurden Richtfunkgeräte komplett innerhalb
klimatisierter Betriebsräume aufgestellt. Die Verbindung von den Systemen
zur Antenne erfolgt mit hohem baulichem Aufwand über sehr kostenintensive
Hohlleiter. Diese haben in Abhängigkeit von der Frequenz einen großen
Querschnitt und sind recht starr. Außerdem verursachen Hohlleiter Dämpfungen
des HF-Signals und sind dadurch in ihrer möglichen Länge stark
eingeschränkt. Hinzu kommt, dass die Hohlleiter durch eine
Druckluftanlage vor jeglichem Eindringen von Feuchtigkeit geschützt
werden müssen.
Derartige Systeme haben aber auch Vorteile: Da bei Indoor-Sytemen der zur
Verfügung stehende Raum weniger eingeschränkt ist und vor allem nicht
die extremen klimatische Anforderungen wie bei Outdoor-Systemen bestehen, können z.B.
aufwendigere Filter- und Weichenketten, Empfangsverstärker mit
geringstem Eigenrauschen, Hochleistungsendstufen für größere
Sendeleistungen sowie intelligentes Ersatzschaltmanagement realisiert werden.
Heute findet man derartige
Richtfunksysteme mit Hohlleiterverbindungen nur noch im mehrkanaligen
Weitverkehrsrichtfunk mit SDH-Übertragung. Bis zu 10 Systeme sowie
die dazugehörige Schutzschalttechnik finden heute in einem ETSI-Schrank oder
19-Zoll-Rack Platz. |
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Klassisches Weitverkehrs-Richtfunksystem in Stangenbauweise — ohne Aufteilung in
Innen- und Außeneinheit (Bosch/Marconi) |
Vor allem im Kurzstreckenrichtfunk hat sich die Aufteilung der Richtfunksysteme
in Innen- und Außeneinheit weitgehend durchgesetzt.
Die Erzeugung des Mikrowellensignals erfolgt dabei in der Außeneinheit
unmittelbar an der Antenne. Die Datenschnittstellen stehen dagegen an
einer Inneneinheit zur Verfügung. Zwischen der Außen- und
Inneneinheit wird nur noch ein ZF-Signal übertragen. Dafür reicht ein
fingerstarkes, sehr flexibles Koaxkabel aus, welches einfach zu verlegen ist.
Die Länge dieses Kabels kann mehrere hundert Meter betragen.
Derartige Geräteanordnungen werden als
Splittingsysteme bezeichnet. |
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Kompakte Inneneinheit (1 HE)
eines Richtfunksystems für
4 x STM1
(SIAE microelettronica)
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Aktuelle Entwicklungen der Geräteindustrie zielen auf
höchstmögliche Universalität. So gibt es für jedes Frequenzband nur noch einen Typ von
Außeneinheiten — unabhängig von der Übertragungskapazität. Diese kann der
Anwender per Software beliebig skalieren. Auch das
Modulationsverfahren lässt sich auf diese Weise einstellen oder dynamisch
an die Ausbreitungsbedingungen anpassen
(Adaptive Modulation).
Es gibt nur noch eine einzige Inneneinheit für alle Frequenzbänder,
Übertragungskapazitäten und Datenschnittstellen. Diese wird dann mit
unterschiedlichen Interfaces für E1-Kanäle, E3, STM1, Ethernet oder
gemischt bestückt. Auf diese Weise lassen sich sogar mehrere Richtfunksysteme
in unterschiedlichen Frequenzbereichen zu einem Übertragungssystem kombinieren
(Multiband).
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Inneneinheit eines Richtfunk-Übertragungssystems (RTN
950) von Huawei
Dieses nur 2 HE hohe Subrack ist mit ZF-Baugruppen für 2 SDH- und
1 Hybridrichtfunklink (120 Mbit/s) sowie Schnittstellenkarten für
6 x Ethernet (davon 2 x GigE) und 16 x E1 ausgestattet.
Eine alternative Bestückung mit STM1-Interfaces ist ebenfalls möglich.
Das System verfügt außerdem über 2 redundante Stromversorgungsmodule
und einen Add-Drop-Multiplexer für die Verschaltung der Datenströme. |
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Außeneinheit eines SDH-Weitverkehrs-Richtfunksystems mit
2,4-m-Antenne und abgesetzter ODU (NEC)

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