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Mehrkanal-Richtfunksysteme
Die aktuellen Entwicklungen in der Telekommunikation
tendieren zu immer höheren Übertragungsraten. In diesem Zusammenhang
hat in den letzten Jahren der Einsatz von Mehrkanal-Richtfunksystemen
wieder deutlich zugenommen.
Die technisch einfachste Methode, um zwei Richtfunksysteme parallel
zu betreiben, ist das Zusammenschalten mit einem symmetrischen Koppler.
Eine Verringerung des Systemgewinns um insgesamt ca. 7 dB wird dabei
in Kauf genommen. Der Frequenzabstand zwischen den Systemen muss
mindestens eine Kanalbandbreite betragen. Außerdem sind bei modernen
Richtfunkgeräten in Splittingtechnologie
gewisse Einschränkungen
zu beachten. Sie trennen nämlich die Sende- und Empfangsrichtung
meist über eine Bandfilterkombination, einem sogenannten Diplexer.
Im Gegensatz zu klassischen Zirkulatorweichen entstehen beim
Zusammenschalten solcher Systeme unter bestimmten Umständen
Reflexionen, die zu erheblichen Interferenzen führen.
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Kanalbelegungsschema für Mehrkanal-Richtfunkübertragung
auf einer Polarisationsebene
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Günstiger hinsichtlich Systemgewinn und
Bandbreiteneffizienz ist der Nachbarkanalbetrieb, kreuzpolar
(ACDP: Adjacent Channel Dual Polarized). Mögliche Reflexionen
am Diplexer werden durch die Polweiche der Antenne ausreichend
gedämpft.
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Kanalbelegungsschema für Mehrkanal-Richtfunkübertragung
in der Betriebsart ACDP (Adjacent Channel Dual Polarized)
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Auf Grund der geringen Bandbreiteneffizienz werden die
oben beschriebenen Betriebsarten für Mehrkanal-Richtfunksysteme immer
seltener von den Regulierungsbehörden zugelassen.
Effektivste Methode für Mehrkanal-Richtfunksysteme ist der
Gleichkanalbetrieb, kreuzpolar (CCDP: Co-Channel Dual Polarized).
Dabei werden zwei getrennte Richtfunkkanäle zwischen denselben
Standorten mittels ein und derselben Trägerfrequenz übertragen.
Die Trennung der beiden Übertragungswege erfolgt dabei ausschließlich
durch die unterschiedliche Polarisation der ausgesendeten
elektromagnetischen Wellen.
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Kanalbelegungsschema für Mehrkanal-Richtfunkübertragung
in der Betriebsart CCDP (Co-Channel Dual Polarized)
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Hauptmerkmale
- Sehr hohe Anforderungen an die
Kreuzpolarisationsentkopplung der Antennen
- Zusätzliche technische Einrichtungen
zur Kreuzpolarisations-Interferenz-Kompensation (XPIC)
erforderlich
- Bei Nutzung von mehr als zwei Kanälen außerdem
sehr hohe Anforderungen an die Steilheit der Kanal- und
ZF-Filter
- hohe Bandbreiteneffizienz
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Eine weitere Möglichkeit zur Erhöhung der Übertragungsrate
von Richtfunksystemen ist die Verdopplung der Kanalbandbreite. Allerdings
erhöht sich dadurch auch das Eigenrauschen des Empfängers um mindestens 3 dB
und muss durch einen höheren nominalen Empfangspegel kompensiert werden. Außerdem bestehen
vor allem im Weitverkehrsrichtfunk begründete Zweifel an der Beherrschbarkeit
der großen Bandbreiten.
Im Kurzstreckenrichtfunk dagegen ergibt sich durch Kombination aus
doppelter Kanalbandbreite und CCDP-Betrieb eine kostengünstige Möglichkeit
um auch mit Splittingsystemen
bis zu 800 Mbit/s bei höchster Bandbreiteneffizienz
zu übertragen.
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Kanalbelegungsschema für Mehrkanal-Richtfunkübertragung
in der Betriebsart CCDP mit doppelter Kanalbandbreite
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